Hinreißend spielten Andre] Uri Garin und Ellen Heese die
Geschichte von Pinocchio, der im Verlauf des Theaterstücks aus
einem Stück Pinienholz geschnitzt wurde
Wiesloch. Die derzeit laufenden Literaturtage in der Weinstadt bieten ein breit gefächertes Angebot für Jung und Alt. Und dabei hat man auch die Knirpse nicht vergessen, zwar nicht unbedingt immer mit einer klassischen Lesung, so doch beispielsweise mit einem unterhaltsamen Theaterstück. Im Kellergeschoss der Stadtbibliothek im Kulturhaus führte das „Theater en Miniature“ als Figurentheater und Schauspiel das aus der Feder von Carlo Collodi stammende Werk „Pinocchio“ auf.
Großer Andrang, gespannte Erwartung und viel Spaß, aber auch Lehrreiches prägte den unterhaltsamen Nachmittag. In den vorderen Reihen hatten sich viele der kleinen Besucher auf Kissen ebenerdig niedergelassen, weiter hinten verfolgten Mütter und 0mas spannende Geschichten auf der minimalistischen, aber phantasievollen kleinen Bühne. Geheimnisvolle Töne aus versteckten Lautsprechern kündigten Großes an und Ellen Heese, die Geschäftsführerin des Theaters, stimmte die fröhliche Besucherschar auf das Bevorstehende ein. Die gelernte Sozial-Pädagogin ist seit 1985 erfolgreich als Puppen- und Figurenspielerin und Theaterleiterin tätig. Neben ihrer Bühnentätigkeit bietet sie auch Seminare für Kinder und Pädagogen an. „Um was geht es den heute?“, so ihre Eingangsfrage und das junge Publikum zeigte sich informiert. „Um Literatur“, war zu hören. „Ja, aber heute wird nicht aus Büchern gelesen, sondern Theater gespielt“, informierte Heese. Dann ging es los. Der grummelnde Gepetto trat auf, dargestellt von Andrej Uri Garin, Schauspieler, Puppenspieler, Regisseur, Puppenbauer, Szenograph. Garin ist seit 1991 Figuren- und Bühnenbauer, Regisseur und künstlerischer Leiter des „Theater en Miniature“. Alsbald schnitzte er aus Pinienholz eine Puppe und tauft sie auf den Namen Pinocchio. Der Kleine ist naseweis, naiv und komisch und begeistert von den großartigen Dingen, die die Welt ihm zu bieten hat. Seine lange Nase ist Ausdruck für seine unbändige Neugier und sympathische Frechheit. Eigentlich sollte Pinocchio etwas lernen und so war es eigentlich geplant, den hölzernen Knirps auf die Schule zu schicken. Doch dieses sinnvolle Ansinnen wurde jäh unterbrochen, und zwar von Neugier und Abenteuerlust des kleinen Gesellen mit der langen Nase und dem lustigen Käppchen. Das Kerlchen verkauft sein Schulbuch, entdeckt ein Puppentheater mit Kasperle und Freunden und verstrickt sich alsbald in eine Reihe spannender Abenteuer. Er wird von listigen Gaunern um sein Geld betrogen, entgeht nur knapp einem Ende als Feuerholz, gerät in eine wilde Verfolgungsjagd, begegnet aber auch guten Freunden. Zusammen mit ihnen findet er heraus, wem er vertrauen kann, wer er ist und was er will und findet so seinen eigenen Weg. Köstlich die Herstellung des kleinen Wirbelwinds, einfühlsam auch die pädagogischen Elemente, die die Schauspieler in die Handlung einbauten. Zwischendurch immer wieder schnelle Umbauaktivitäten der Dekoration, die Schauspieler schlüpften gleich in mehrere Rollen und die Begeisterung der kleinen Besucher war in vielen Szenen unüber-hörbar. Buchstaben wurden an diesem Nachmittag lebendig, und dies dank einer gelungenen Umsetzung seitens der Schauspieler des „Theater en Miniature“. Die phantasievolle Inszenierungen verband am Nachmittag im Keller der Stadtbibliothek pädagogisch durchdachte Themen mit einer hohen künstlerischen Qualität. Seit nunmehr fünf Jahren bietet das Theater, das sich seit 1991 auf unterhaltsamer Achse befindet, auch Seminare zu Themen der Puppenspielkunst für Multiplikatoren aus pädagogischen und therapeutischen Berufen an.