Den richtigen Frosch geküsst

ÖHRINGEN Phantasievolles Puppenspiel
Für sie sei es wichtig, das Märchen des Froschkönigs auf die Bühne zu bringen, da „es tiefe Wahrheiten beinhaltet“, überlegt Ellen Heese. Sie ist ein Teil des `theater en miniature` aus Leimen bei Heidelberg. Derzeit tritt sie auf der mobilen Bühne in verschiedenen Büchereien der Region auf – am Mittwochnachmittag macht sie Halt in Öhringen.
Botschaft „Jede Geschichte hat eine Botschaft. Dem Theater ist es wichtig, diese den Kindern zu vermitteln“, erklärt Ellen Heese. Beim Märchen des Froschkönigs sei diese Botschaft, dass es im Leben immer wieder Punkte gebe, in denen man sich ändert. Den Kindern wolle sie beibringen, dass sie alle etwas Besonderes in sich tragen – wie eben der Frosch, der sich nach einem Kuss
der Prinzessin zum Prinzen wandelt, so die Schauspielerin. Zuerst sei aber gar nicht klar gewesen, dass der Froschkönig aufgeführt wird.
„Eigentlich hatte ich Findus und Pettersson für die Veranstaltung vorgesehen“, erinnert sie Heese. Da dieses Stück derzeit aber häufiger in Öhringen gespielt wird, habe sie spontan umdenken müssen. „Doch der Froschkönig ist eine wunderbare Geschichte. Kinder können sich mit ihr identifizieren“, so Heese.
Faszination „Die Vortragsweise der Schauspielerin ist faszinierend“, sagt Zuschauerin Karin Rohde aus Öhringen. „ Der schnelle Rollenwechsel ist verblüffend“, bemerkt sie. Heese vollbringt unglaubliches: Durch ständigen Wechsel der Stimme verkörpert sie allein sechs kleine Protagonisten. Im offenen Spiel haucht sie den Figuren durch Mimik, Gestik und Stimme Charakter ein. Auch
der vierjährigen Sara aus Öhringen hat das Puppenspiel Spaß gemacht: „Es ist toll. Am lustigsten ist die Szene, als die Prinzessin den Frosch gegen die Wand schubst.“
Auffällig ist auch die geringe Anzahl an Requisiten. Der Brunnen ist im Handumdrehen eine elegante Kutsche. „Das soll die Phantasie der Kinder anregen. Sie vervollständigen das vorgegebene Bild“, weiß Heese.
Am Ende der Aufführung darf sich jeder kleine Zuschauer noch einen kleinen, glitzernden Wunschstern mit nach Hause nehmen – mit der Bedingung, dass nur Dinge gewünscht werden, die es in keinem Geschäft zu kaufen gibt. „Das ist eine wirklich  süße Idee“, schmunzelt Karin Rohde.

Vergnügtes Kinderlachen in der Mediathek

Theater en miniature präsentiert in Bühl „Wie Pettersson zu Findus kam“/ Großes Publikumsinteresse

Ellen Heese mit ihrem „Theater en miniature“ in der Mediathek: „Ausverkauft“ stand schon seit Tagen auf der Ankündigung „Wie Pettersson zu Findus kam“, und in der Tat füllte sich der Raum im Obergeschoss schnell mit kleinen und großen Besuchern, Gekicher und Geplauder – mit „Tohuwabohu“, wie Heese es formulierte, womit sie auch begründete, dass die Figuren vorerst nicht in Sicht waren: „Die haben sich versteckt.“ Zu sehen sind also zunächst nur Kisten, oder vielmehr bunt bemalte Schränke, deren Aussehen allerdings schon an Petterssons gemütlich-chaotisches Haus erinnert – Kuckucksuhr, Küchenutensilien und Grammofon inklusive.
Natürlich ist da auch Heese selbst, die vorab die Kinder bittet, die Handys abzuschalten, und die Erwachsenen, keine Bonbons zu essen, „sonst kriege
ich immer so einen Hunger“. Heeses Spaß an der Umkehrung reflektiert auch ihr vermeintlicher Fauxpas, mit einem ganz anderen Pettersson-Buch loszulegen
und plötzlich zu sagen: „Oh, das ist ja die falsche Geschichte!“ Allmählich und fast schon unerwartet taucht sie (und mit ihr die Zuschauer) aber doch
ganz und gar in die „richtige“ Geschichte ein, inmitten dieser winzigen Welt, in der sie den überaus agilen, handgefertigten Puppen Pettersson und Findus sowie Hühnern und Mucklas über Wort und Spiel Leben einhaucht. Heeses Präsenz bleibt stets im Bewusstsein, sie startet auch gar keinen Versuch, dies zu ändern und sich im Geiste der Zuschauer unsichtbar zu machen, ganz im Gegenteil: Heese bewegt nicht nur die Puppen und wechselt je nach Figur sehr professionell die Stimme, sondern plaudert auch mal selbst mit Findus und zieht ihm seine neue Hose an, was sich erstaunlicherweise harmonisch ins Stück fügt und den Zauber der Geschichte keineswegs beeinträchtigt. Dieser über gelegentliche Klaviermusik „aus dem Grammofon“ noch intensivierte Zauber lässt sich auch daran ablesen, wie vergnügt die Kinder lachen und quietschen, wenn etwa der süße junge Findus in der Kuckucksuhr einem Muckla begegnet oder unvermutet zu sprechen anfängt (worauf Pettersson sich verrückt wähnt). Sobald Heese es will, stehen die Figuren indes im Vordergrund. Faszinierend, wie nah diese der Buchvorlage kommen: Pettersson überzeugt mit jeder Geste, jedem Wort als schrulliger, liebenswerter Alter; Findus ist unwiderstehlich niedlich; und wirken die Hühner hektisch-einfältig, stellt Heese die Mucklas frech, schlau und witzig dar und lässt sie übermütig durch die Lüfte fliegen. Auch das vielseitige Bühnenbild mit seinen unzähligen Details – in einer Kiste verbirgt sich der Hühnerstall, eine andere ist mal Muckla-Wohnung, mal Petterssons Haus – spricht von Künstlern, die dem Kindsein nahe blieben, wie man es auch von Pettersson-Autor Sven Nordquist annehmen darf. Kurz: Heese, Regisseur Andrej Uri Garin und Figurenbauerin Mechtild Nienaber haben hier Großes geleistet – wenn auch „en miniature“.

Findus aus der Erbsenkiste

LAUF – Bereits von Anfang hatte die Stadtbücherei Lauf zwei Veran-staltungen fest eingeplant, trotzdem waren nach knapp einer halben Stunde die Karten für die beiden Figurentheater-Aufführungen „Wie Findus zu Pettersson kam“ restlos ausverkauft. Lag es am Thema -der Umsetzung eines Kinderbuch-Weltklassikers von Sven Nordqvist – oder lag es vielleicht zusätzlich am Bekanntheitsgrad von Ellen Heese und ihrem kleinen Tourneetheater en miniature? Immerhin war die professionelle, gleichermaßen pädagogisch wie spieltechnisch versierte Rollenkünstlerin schon das zweite Mal zu Gast im Haus in der Turnstraße. Hatte sie bereits vor zwei Jahre die „Grüffelo“-Erzählung mit gleich großem Erfolg in Szene gesetzt, so gelang ihr auch dies¬mal ein lebendiges Stück Kindertheaterkultur.
Entspre¬chend aufmerksam wa¬ren die kleinen und großen Besucher am Nachmittag des 2. Januars fast eine Stunde lang bei der Sache und folgten fasziniert dem mehrmaligen Wechsel von erzählenden Passagen und Handpuppendarstellung. Im sanft ausgeleuchteten
Bühnenraum mit den sich geheimnisvoll öffnenden und schließenden Schrankkisten kamen die quirligen Dreistigkeiten des sprechenden Katers Findus im Zusammenspiel mit dem schrulligen Pettersson hervorragend zur Geltung, samt den feinen zwischenmenschlichen Nuancen. Dabei geht Pettersson doch nichts über seinen kleinen, immer zu Streichen aufgelegten Lieblingskater, den er eines Tages in einer angelieferten Findus-Erbsen-Kiste vor seiner Haustür vorfindet.
Zwar weiß der alte Kauz genau, dass nur er Findus die Angst vor dem großen, schnüffelnd ums Haus schleichenden Dachs nehmen kann, aber eines kann er nicht – Mucklas sehen. Die Phantasiewesen verstecken nicht nur Gegenstände im Haus, sondern werden zudem bei Ellen Heese zum personifizierten Motor des Erzählens. Spätestens durch diesen Kunstgriff kamen auch die erwachsenen Zuschauer voll auf ihre Kosten. Zusätzlich sorgte eine Comedy-Einlage im Hühnerstall für breite Heiterkeit: Vier Klatschtanten im Federkleid, die jedem Klischee schlichter (hier weiblicher) Psyche gerecht wurden. „Wie Findus zu Pettersson kam“ -ein Vergnügen für jedes Alter!

Puppentheater zu Gast in der Reichswaldhalle

Zu einem besonderen Vormittag hatte die Gemeindebücherei Feucht die Vorschulkinder in die Reichswaldhalle eingeladen. Das Puppentheater „En miniature“ mit Ellen Heese und Andrej Garin war zu Gast und hatte „gute Bekannte“ dabei…
Alle Kinder kennen die Geschichten von Pettersson und Findus. Die erste Geschichte, wie diese beiden sich kennenlernen, brachte die Puppenspielerin Ellen Heese mit zauberhaften Figuren und Requisiten auf die Bühne:

Es war einmal ein alter Mann, der hieß Pettersson. Er war oft so allein, dass er sich am Morgen am liebsten die Decke über den Kopf gezogen hätte und verschwunden wäre. Bis seine Nachbarin ihm einen Pappkarton brachte. Drinnen war ein Kater, der noch so klein war, dass er Platz in Petterssons Hand hatte. Jeden Abend las er ihm Geschichten vor. Endlich hatte er jemanden, mit dem er reden konnte, der ihm zuhörte! Und eines Tages war es so weit: Der Kater sprach seine ersten Worte. „So eine Hose möchte ich auch haben“, sagte Findus. Was für einen wunderbaren Kater Pettersson doch hatte!

Gespannt und aufmerksam waren die Kinder bei der Sache, mit großen Augen verfolgten sie die Abenteuer des kleinen Katers Findus und staunten über die unterschiedlichen Stimmen der Protagonisten. Am Ende dankten alle mit begeistertem Applaus und für die Kinder und deren Erzieherinnen ging der kurzweilige Vormittag viel zu schnell zu Ende.

Drei Worte verändern Ali Babas Leben

Schüler aus allen Bildungsgängen verfolgten fasziniert die bekannte Geschichte um Lug und Trug aus dem Morgenland.
Mannheimer Morgen Die beiden Schauspieler Ellen Heese und Andrej Garin versetzten die Kinder mit Hilfe von verschiedenen Figurenarten, so mehreren etwa 1,20 Meter großen Figuren mit holzgeschnitzten Köpfen und wallenden Gewändern, Handpuppen, Masken und Stabfiguren mitten hinein in das Märchen und in den Laden vom Tuchhändler Mustafa. Dieser verkauft die Geschichte für sehr viel Bakschisch an Scheherazade verkauft und spielt als Erzähler auch eine zentrale Rolle.
„Sesam öffne dich“. Drei Worte, die das Leben von Ali Baba drastisch verändern werden, die den Schülern verdeutlichen, wie schwierig oft die Gratwanderung zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht, Moral und Unmoral ist. Durch Zufall erfährt der arme Holzfäller Ali Baba von der geheimnisvollen Schatzhöhle der 40 Räuber, deren Felsentor sich nur mit den Zauberworten „Sesam öffne dich“ öffnen lässt. Obwohl zaudernd und schwer mit seinem Gewissen ringend, nimmt er einen kleinen Teil des Goldes an sich. Sein geldgieriger Bruder Kassim jedoch wird nicht vom Gewissen geplagt, plündernd wird er von den Räubern erwischt und getötet.
Mit Ali Baba wollen diese auch den letzten Mitwisser beseitigen, nur der Klugheit und List seiner Frau Fatimah und Schwägerin Mardschana hat er es zu verdanken, dass die 40 Räuber an seiner Stelle ihr Leben lassen müssen. Während die beiden Frauen nun gerne den Schatz hätten, möchte Ali Baba nichts mehr davon und widersteht der Verlockung des Reichtums. Zu vielen Menschen hat das Gold Unglück gebracht.
Eine Frau mit vielen Rollen „Die Geschichte zeigt, dass ein jeder sich im Leben immer wieder entscheiden muss, was er sein will“, so Ellen Heese, alias Scheherazade, alias Ali Baba, alias etliche Figuren mehr. Viel Applaus bekamen die Akteure, die erstmals vor seh- und mehrfachbehinderten Kindern gespielt hatten. Aufmerksam hatten die Schüler gelauscht, die Geschichte verfolgt, oft kamen Kommentare wie „Das ist nicht gut“, „Das sollte der Kassim aber nicht machen“ oder „Das war aber böse“. Gemeinsames Fazit war: „Das hat mir gut gefallen“.
Obwohl nur zwei Schauspieler zugange waren, schufen sie durch das Spiel mit den vielen Puppen und den Stimmwechseln das Gefühl, mitten drin im Geschehen zu sein. Das schnelle Schlüpfen in eine andere Rolle und die ständig veränderte Bühne bauten das rechte Maß an Dramatik und Spannung auf.
Damit die Kinder das richtige Gespür für die Puppen bekommen konnten, gab es nach der Vorstellung einige Exemplare „zum Anfassen“. Gerne streiften sich die Zuschauer eine der Handpuppen über oder begutachteten die Masken der 40 Räuber. Theater „en miniature“ bedeutet übersetzt „Theater in klein“. Gar nicht klein ist das Repertoire der mobilen Bühne, die mit ihrem Puppenspiel für Alt und Jung seit 1991 durch ganz Deutschland tourt und auch bereits häufig in Schulen zu Gast war.
moko

Bürgerstiftung unterstützt Theaterstück an Schule am Silahopp

Alibaba und die 40 Räuber
Bürgerstiftung unterstützt Theaterstück an Schule am Silahopp

Gerne waren Ellen Heese und Andrej Uri Garin vom „Theater en Miniature Heidelberg“ der Einladung der Schule am Silahopp gefolgt und spielten am 29. Januar 2014 in der Aula für alle Grundschüler das Stück „Ali Baba und die 40 Räuber“. Dabei zeigten sie zahlreiche Facetten ihres Könnens. Sie schlüpften selbst in die Rollen des Geschichtenerzählers und des Zuhörers, spielten mit großen Handpuppen und kleinen Schattenfiguren, bauten nebenbei ihr Bühnenbild um und faszinierten vor allem mit einer Stimmenvielfalt, die die Zuschauer beinahe glauben ließ, es säßen tatsächlich 40 Räuber hinter dem Vorhang.
Von der ersten Sekunde an schafften es die talentierten Puppenspieler, die ganzjährig durch Deutschland touren und auch Theaterpädagogik-Seminare leiten, die Kinder in ihren Bann zu ziehen. So erhielt Alibaba denn auch auf seine Frage, ob es Diebstahl sei, die Diebe zu bestehlen ein einstimmiges, lautes „NEIN“. Auch im weiteren Verlauf der spannenden Inszenierung konnten die Kinder kaum an sich halten, raunten „Ah“ oder „Oh“ durch den Raum – und wurden sichtlich angespannt, wenn die bösen Räuber auf der Bildfläche erschienen.
Das Theaterstück wurde zu großen Teilen vom Förderverein der Schule am Silahopp finanziert, unterstützt durch eine großzügige Spende der Bürgerstiftung Maulbronn in Höhe von 350,- Euro. So musste jedes Kind nur 1 Euro Eintritt bezahlen. „Das Theaterstück ist ein gutes Beispiel dafür, wie wir als Bürgerstiftung in Maulbronn wirken“, sagte Vorsitzende Susanne Sieber-Böhler, die dem Theaterensemble gerne den symbolischen Scheck der Bürgerstiftung überreichte.

Spiel mit Puppen, Masken und Menschen

Das professionelle Figurentheater „theater en miniature“ braucht ein festes Haus – Premiere „Alibaba“ am Samstag im Zwinger 3
Von Birgit Sommer
Zwei Puppenspieler und 40 Räuber auf der Bühne. Wie geht das? Das „theater en miniature“ wird es am Samstag, 16. November, um 15 Uhr zeigen, wenn im Zwinger 3 die Premiere von „Alibaba und die 40 Räuber“ für alle ab sechs Jahren steigt. Die Puppenspieler Ellen Heese und Andrej Garin haben in der Produktionsstätte ihres Theaters, dem Seminarhaus „Szenario“ in Leimen, eines der schönsten Märchen aus „1001 Nacht“ in Szene gesetzt, bei dem der arme Holzfäller Alibaba mit dem Zauberwort „Sesam öffne dich“ den großen Räuberschatz findet.
Der Räuberhauptmann als Figur in Kindergröße, die Räuberbande als Stabfiguren, dazu Maskenspiel und Schauspiel – die großen Stücke des kleinen Theaters verbinden Spielkunst mit moderner Lichtregie und originellen Bühnenbildern. In Mustafas Laden auf dem Ba-zar, der voller Stoffe und verrückter Dinge ist, entstehen bei „Alibaba“ nach und nach die Schauplätze der faszinierenden Geschichte. Jojo Ludwig, einer der bekanntesten Puppenspieler Deutschlands, der bei allen wichtigen Festivals zu Gast ist, führte Regie bei diesem orientalischen Märchen. Musik, Lichtkonzept, alles muss stimmen. „Wir wollen ein Gesamtkunstwerk schaffen,“ sagt Ellen Heese, „dann kann man ein Stück jahrelang spielen.“
Auch im Figurenbau arbeiten Ellen Heese und Andrej Garin mit Profis zusammen, etwa mit der Puppenmacherin Mechtild Nienaber, die für viele Theaterbühnen ausdrucksstarke Figuren aus Stoff fertigt. Echte Ledermasken in der Tradition der italienischen Commedia del´Arte beziehen sie von einem deutschen Maskenbauer aus den USA. Die Holzfiguren wie in „Alibaba“ oder Tiere wie Elefanten und Krokodile schnitzt Andrej Garin auch selbst aus Lindenholz.
Ellen Heese und ihr Ehemann kamen vor fünf Jahren aus Kassel. Dort hatten sich die Sozialpädagogin und Puppenspielerin und der Ingenieur, Schauspieler, Regisseur und Puppenspieler aus Jaroslawl in Russland beim Künstlerfestival kennengelernt und 1991 ihr gemeinsames „theater en miniature“ für Erwachsene Zuschauer gegründet.
Als die beiden nach Heidelberg zogen, nahmen sie ihren Förderverein einfach mit und nannten ihn in „Heidelberger Puppentheater e.V.“ um. Sein Ziel: eine feste Stätte für Puppenspielkunst in Heidelberg einzurichten. Gefördert wird das professionelle Theater von der Stadt Heidelberg und in einzelnen Projekten auch von Bund und Land. Figurentheater ermögliche den Zuschauern, Abstraktes aus der Distanz wahrzunehmen und auf sich zu beziehen oder umgekehrt, Gefühle und Gedanken auf das Medium zu übertragen, erklärt Ellen Heese. Diese sehr elitäre Form des Theaters funktioniere für Erwachsene nur an festen Häusern – und dann seien die Vorstellungen immer ausverkauft. In Stuttgart, München, Berlin und Bremen beispielsweise gibt es solche festen Bühnen. 1983 wurde an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart der Studiengang „Figurentheater“ eingerichtet, die erste Ausbildungsstätte für Figurentheater in Westeuropa.
In Heidelberg, wo das „theater en miniature“ im Kulturfenster e.V., im Kinder- und Jugendtheater oder auch beim Kindertheaterfestival auf der Neckarwiese auftritt und ansonsten mit bis zu 200 Veranstaltungen im Jahr auf Tournee geht, hofft man nun auf die Konversionsflächen der US-Armee, denn da existieren auch Theaterräume. „Wir brauchten einen Saal für 150 Personen und die Infrastruktur, die es ermöglicht, Veranstaltungen durchzuführen,“ rechnet Andrej Garin vor. Werkstätten und Lagerräume brauchen sie dagegen keine; der Bereich der Produktion ist in ihrem Haus in Leimen schon abgedeckt. Dort finden auch die Seminarreihen für Pädagogen und Therapeuten statt, etwa zu den Themen „Die Puppe als Partner“, „Märchenhaft erzählen“, Stimmfindung und Stimmbildung.
Vielleicht gibt es auf den Konversionsflächen auch ein gemeinsames Projekt mit dem Kulturfenster? Auch die Veranstaltungen dieses Vereins platzen in der Kirchstraße schon aus allen Nähten.

Das „theater en miniature“ lässt die uralte Tradition der Puppenspielkunst auferleben und verzaubert damit die Kinder.

OFTERSHEIM. Sie ist so lang, dass Vögel auf ihr sitzen könnten. Und sie wächst, wenn der Junge lügt. Gemeint ist die hölzerne Nase von Pinocchio, der Kinderbuchfigur des italienischen Autors Carlo Collodi. Der Bub ist alles andere als ein Musterkind: Er will nicht in die Schule gehen, hört nicht auf Erwachsene und nimmt es mit der Wahrheit nicht so genau.
Auf seinen lehrreichen Abenteuern – in gewisser Weise ist die Pinocchio-Geschichte auch ein Entwicklungsroman, in dem der jugendliche Held schrittweise zum Erwachsenen reift – hatte der hölzerne Bengel die Kinder im ausverkauften Rose-Saal im Schlepptau. Dort gastierte das „theater en miniature“ aus Leimen auf Einladung der Gemeindebücherei.
Uralte Tradition
Das 1991 als mobile Bühne gegründete Theater, das für seine Inszenierungen für Kinder und Erwachsene auf zahlreichen nationalen und internationalen Festivals ausgezeichnet wurde, zeigt sich eng verbunden mit der uralten Tradition der Puppenspielkunst. Dazu passt es auch, dass es sich der Pinocchio-Geschichte annahm, die sich bereits im 19. Jahrhundert in Italien großer Beliebtheit erfreute und 1905 erstmals ins Deutsche übersetzt wurde.
Herkunft ist unglaublich
Pinocchios Herkunft ist unglaublich und wunderbar zugleich. Denn wem passiert es schon, dass er aus einem Stück Pinienholz eine Holzpuppe schnitzt, die plötzlich – kaum, dass der Mund fertig ist – zu sprechen, beginnt? Und die, sobald sie fertiggestellt ist, lebendig wird? Diese unglaubliche Geschichte ereignet sich im Hause des Künstlers Gepetto, der arm ist, und davon träumt, einmal ein Theater zu besitzen.
Gepetto tauft seine Holzfigur Pinocchio und schickt sie zur Schule. Doch auf dem Weg dorthin entdeckt Pinocchio ein Puppentheater, das ihn unwiderstehlich anzieht. Mit seinem Schulbuch, das ihm eigentlich Lesen und Schreiben beibringen soll, kauft er sich eine Eintrittskarte und findet bald neue Freunde: Kasper, Seppel und die Prinzessin Peppina.
Mechtild Nienaber hat Pinocchio und seine Wegbegleiter als ausdrucksstarke Handpuppen geschaffen, die Ellen Heese wirkungsvoll in Szene setzt. Daneben geben Masken, hinter denen sich Andrej Uri Garin in den Rollen von Gepetto und dem Puppentheater-Direktor Zappano verbirgt, der Inszenierung ihr unverwechselbares Gesicht.
Pinocchio erlebt eine Reihe aufregender Abenteuer. Peppina wird von einem Gespenst entführt, er selbst entgeht nur knapp dem Tod als Feuerholz und wird von den Gaunern Fuchs und Kater um sein Geld betrogen. Außerdem weiß Zappano um ein Geheimnis in Gepettos Gemüsekarren, woraufhin ein Wettlauf mit der Zeit beginnt. Für Pinocchio ist es nicht leicht, den rechten Weg zu finden. Immer wieder meint er, auf bequeme Art zum Ziel zu kommen. So will er auf dem „Feld der Wunder“ sein Geld vermehren. Als er scheitert, schaltet sich die Erzählerin der Geschichte, Ellen Heese, ein, die ihm – wie auch an anderen Stellen des Stücks – durch Ratschläge zu helfen versucht.
Ohne erhobenen Zeigefinger
Die Kinder mögen Pinocchio, der ihnen in vielem so ähnlich ist, freuen sich über seine Erfolge und leiden mit ihm, wenn er Niederlagen einstecken muss. Sie erleben einen spannenden Theaternachmittag, der auf amüsante Art und ohne erhobenen Zeigefinger zeigt, worauf es im Leben ankommt.
Dass am Ende Pinocchio und seine Freunde das Geheimnis in Gepettos Gemüsekarren lüften, in dem sich – verborgen hinter einem Gemälde – ein prunkvolles Theater befindet, ist ein gelungenes Happy End. Denn was können sie sich Schöneres vorstellen, als zusammen Theater zu spielen und Gepetto als Direktor zu haben? Doch die Show beginnt nicht sofort, denn Pinocchio hat aus seinen Abenteuern gelernt: „Erst kommt die Schule, dann das Vergnügen.“