Pettersson und sein Kater

Zwei ausverkaufte Theatervorstellungen für Kinder ab vier Dahren in der Laufer Stadtbücherei
Ellen Heese ist Schauspielerin, Pädagogin und Theaterleiterin in einem. Bei ihrem Auftritt in der Laufer Stadtbücherei überzeugte sie das junge Publikum mit einer Theaterversion der bekannten Pettersson-Bilderbücher.

LAUF – Die Karten für zwei Vorstellungen für Kinder ab vier Jahren waren innerhalb kürzester Zeit vergriffen, als die Laufer Stadtbücherei das „theater en miniature“ ankündigte. Auf dem Programm stand:„Wie Findus zu Pettersson kam“, eine Episode in Anlehnung an die Bilderbuch-Reihe von Sven Nordqvist.

Liebevoll gestaltete Figuren
Wenn die Schauspielerin, Pädagogin und Theaterleiterin ihre liebevoll gestalteten Figuren zum Leben erweckt, ist es sofort mucksmäuschenstill. Die Requisiten sind alle detailgetreu nach den bekannten Vorlagen gestaltet, und die Figuren entsprechen haargenau den‘ Vorstellungen, die man sich vom alten Pettersson und seinem Kater macht. Mit einer höchst wandlungsfähigen Stimme spricht Heese den alten Mann, wechselt dann wieder zu Kater Findus und lässt dazwischen die frechen Mucklas, für Pettersson unsichtbare kleine Wesen, zu Wort kommen. Da vergessen auch die erwachsenen Besucher ganz schnell, dass nur eine Person auf der Bühne agiert.
Lina, fünf Jahre alt, war mit ih¬rem jüngeren Bruder in der Laufer Bücherei. Welche Figur ihr am besten gefallen hat, konnte sie hinterher gar nicht sagen. Sie fand einfach alles sehr schön und sprach damit wohl allen kleinen Theaterbesuchern aus dem Herzen, die am Schluss begeistert applaudierten und sich noch am Büchertisch die Pettersson-Bilderbücher aus Schweden ansehen und ausleihen durften.

Vor zwei Jahren war das Figurentheater schon mit „Der Grüffelo“ in der Bücherei. Auch diesmal gelang es Ellen Heese auf Anhieb, das junge Publikum zu fesseln.

Spiel mit Puppen, Masken und Menschen

Das professionelle Figurentheater „theater en miniature“ braucht ein festes Haus – Premiere „Alibaba“ am Samstag im Zwinger 3
Von Birgit Sommer
Zwei Puppenspieler und 40 Räuber auf der Bühne. Wie geht das? Das „theater en miniature“ wird es am Samstag, 16. November, um 15 Uhr zeigen, wenn im Zwinger 3 die Premiere von „Alibaba und die 40 Räuber“ für alle ab sechs Jahren steigt. Die Puppenspieler Ellen Heese und Andrej Garin haben in der Produktionsstätte ihres Theaters, dem Seminarhaus „Szenario“ in Leimen, eines der schönsten Märchen aus „1001 Nacht“ in Szene gesetzt, bei dem der arme Holzfäller Alibaba mit dem Zauberwort „Sesam öffne dich“ den großen Räuberschatz findet.
Der Räuberhauptmann als Figur in Kindergröße, die Räuberbande als Stabfiguren, dazu Maskenspiel und Schauspiel – die großen Stücke des kleinen Theaters verbinden Spielkunst mit moderner Lichtregie und originellen Bühnenbildern. In Mustafas Laden auf dem Ba-zar, der voller Stoffe und verrückter Dinge ist, entstehen bei „Alibaba“ nach und nach die Schauplätze der faszinierenden Geschichte. Jojo Ludwig, einer der bekanntesten Puppenspieler Deutschlands, der bei allen wichtigen Festivals zu Gast ist, führte Regie bei diesem orientalischen Märchen. Musik, Lichtkonzept, alles muss stimmen. „Wir wollen ein Gesamtkunstwerk schaffen,“ sagt Ellen Heese, „dann kann man ein Stück jahrelang spielen.“
Auch im Figurenbau arbeiten Ellen Heese und Andrej Garin mit Profis zusammen, etwa mit der Puppenmacherin Mechtild Nienaber, die für viele Theaterbühnen ausdrucksstarke Figuren aus Stoff fertigt. Echte Ledermasken in der Tradition der italienischen Commedia del´Arte beziehen sie von einem deutschen Maskenbauer aus den USA. Die Holzfiguren wie in „Alibaba“ oder Tiere wie Elefanten und Krokodile schnitzt Andrej Garin auch selbst aus Lindenholz.
Ellen Heese und ihr Ehemann kamen vor fünf Jahren aus Kassel. Dort hatten sich die Sozialpädagogin und Puppenspielerin und der Ingenieur, Schauspieler, Regisseur und Puppenspieler aus Jaroslawl in Russland beim Künstlerfestival kennengelernt und 1991 ihr gemeinsames „theater en miniature“ für Erwachsene Zuschauer gegründet.
Als die beiden nach Heidelberg zogen, nahmen sie ihren Förderverein einfach mit und nannten ihn in „Heidelberger Puppentheater e.V.“ um. Sein Ziel: eine feste Stätte für Puppenspielkunst in Heidelberg einzurichten. Gefördert wird das professionelle Theater von der Stadt Heidelberg und in einzelnen Projekten auch von Bund und Land. Figurentheater ermögliche den Zuschauern, Abstraktes aus der Distanz wahrzunehmen und auf sich zu beziehen oder umgekehrt, Gefühle und Gedanken auf das Medium zu übertragen, erklärt Ellen Heese. Diese sehr elitäre Form des Theaters funktioniere für Erwachsene nur an festen Häusern – und dann seien die Vorstellungen immer ausverkauft. In Stuttgart, München, Berlin und Bremen beispielsweise gibt es solche festen Bühnen. 1983 wurde an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart der Studiengang „Figurentheater“ eingerichtet, die erste Ausbildungsstätte für Figurentheater in Westeuropa.
In Heidelberg, wo das „theater en miniature“ im Kulturfenster e.V., im Kinder- und Jugendtheater oder auch beim Kindertheaterfestival auf der Neckarwiese auftritt und ansonsten mit bis zu 200 Veranstaltungen im Jahr auf Tournee geht, hofft man nun auf die Konversionsflächen der US-Armee, denn da existieren auch Theaterräume. „Wir brauchten einen Saal für 150 Personen und die Infrastruktur, die es ermöglicht, Veranstaltungen durchzuführen,“ rechnet Andrej Garin vor. Werkstätten und Lagerräume brauchen sie dagegen keine; der Bereich der Produktion ist in ihrem Haus in Leimen schon abgedeckt. Dort finden auch die Seminarreihen für Pädagogen und Therapeuten statt, etwa zu den Themen „Die Puppe als Partner“, „Märchenhaft erzählen“, Stimmfindung und Stimmbildung.
Vielleicht gibt es auf den Konversionsflächen auch ein gemeinsames Projekt mit dem Kulturfenster? Auch die Veranstaltungen dieses Vereins platzen in der Kirchstraße schon aus allen Nähten.